Willkommen bei Klaus Kirschbaum in Köln
Willkommen bei Klaus Kirschbaum in Köln

Einschnitte

Jeder kennt die Geschichten um den Hambacher Wald ... Aktivisten haben erreicht, dass das letzte Zehntel des Waldes nicht auch noch abgeholzt wurde. Auch haben sie erreicht - mit dem Rückenwind des Mainstream - dass das Ende des Abbaus fossiler Rohstoffe und deren Verstromung absehbar wird. 

Wieder aufmerksam wurde ich auf den Äcker und Häuser verschlingenden Koloss durch ein Video von Greenpeace.

 

Es geht jetzt darum, dass sich viele Bewohner der Dörfer, die nun noch verschwinden sollen, sich dagegen wehren ... aus Keyenberg, Kuckum, Lützerath, aus Ober- und Unterwestrich und aus Berverath. Dabei hat die Umsiedlung bereits begonnen.

 

 

Bestandsaufnahme am 2. November 2020. 

Die Dörfer sind teilweise geräumt, Container stehen vor den Häusern, die gerade geräumt werden.  Rolläden der bereits verlassenen Häuser sind zu dreiviertel heruntergelassen, Efeu und andere Pflanzen wuchern an schon vor längerer Zeit verlassenen Häusern, in einer ehemaligen Metzgerei ist nur noch die Verkaufstheke zu sehen

Aber es gibt auch viele Bewohner, die nach den Entscheidungen, den Tagebau irgendwann einmal einzustellen, hoffen, dass sie bleiben können - sie pflegen auch noch ihre Vorgärten ... ein Dilemma:

Die einen sind schon im neuen Eigenheim, die anderen wollen bleiben!

Die Bewohner der jetzt betroffenen Dörfer hatten sich vor Jahren mehrheitlich für einen gemeinsamen Umzug nach "Erkelenz-Nord" entschieden. Dort entstehen gerade u.a. "Neu-Keyenberg"  ...

Was bleibt - der Gegensatz, der unten deutlich wird. Die Bagger kurz vor Keyenberg, rechts unten am Kirchturm zu erkennen. Links unten sind die schwarzen Kohlevorkommen zu erkennen - unter einem riesigen Deckgebirge, das erst abgebaut werden und wegtransportiert werden muss.

Und hier geht es am 3. November 2020 weiter:

Rheinbraun will jetzt die Bäume an der längst stillgelegten Landstraße L 277 abholzen. Dagegen haben die Aktivisten Mahnwachen in Keyenberg im Norden bis nach Lützerath im Süden aufgestellt. Die L 277 läuft einige Kilometer genau entlang der Abbaulinie des Tagebaus und ist jetzt Betriebsgelände. Ich konnte nur den Anfang der gesperrten Straße fotografieren ...  im Hintergrund der Tagebau

Am 26. Dezember 2020 dann die zweite Tour, diesmal zum Tagebau Hambach (unten ein Screenshot)

Es geht um die beiden Dörfer Manheim und Morschenich am unteren Ende der geplanten Abbaufläche. Die Vorgeschichte: Demonstranten und Polizei hatten sich im Hambacher Wald lange heftige Kämpfe geliefert ("Hambi bleibt") ... dann schließlich die Einigung 'Energiewende', auch eine Folge der 'Friday-Bewegung' und der Wahlerfolge der Grünen, und vorzeitiger Ausstieg aus der Braunkohle usw. ... Ein Fünftel der geplanten Abbaufläche des Tagebau Hambach bleibt stehen. Das Problem: die zwei Dörfer, die schon fast geräumt und umgesiedelt sind, werden nicht abgebaggert, 

Oben die Kirche in Manheim - die Fenster sind mit Brettern zugenagelt. Der Ort ist bereits 898 urkundlich erwähnt ... einer der ältesten Orte weit und breit. Fast alle Häuser sind verlassen ...

Einige Häuser sind "vernagelt", andere sehen aus, als wenn dort noch jemand wohnt. Bis Jahresende 2020 sollten alle Häuser abgerissen sein - das scheint nicht mehr zu gelingen. Wieder aufgebaut werden soll Manheim aber nicht mehr, weil Pläne vorsehen, dass der Abraum des Geländes  erforderlich ist für die Böschung des großen Sees, der hier geplant ist.

Die Dorfkneipe scheint noch nicht so lange geschlossen zu sein ... offenbar hat es keine Interessenten für die Bierreklameschilder gegeben, erstaunlich.

Und hier unten ist das derzeitige Ende vor dem Tagebau ...

Ähnlich abrupt endet die eine oder andere Landstraße ... eine Autobahn wurde sogar stillgelegt (RTL durfte sie zwischenzeitlich für wilde Autobahnverfolgungsszenen nutzen) und eine neue dafür gebaut. 

Morschenich sieht nicht viel anders aus als Manheim, es soll aber auf jeden Fall nicht nur nicht abgerissen werden, sondern wieder aufgebaut werden ... Studenten der Uni Darmstadt haben bereits erste Pläne vorgelegt. 

Einzigartiges historisches Zeugnis vergangener Jahrhunderte in Morschenich ... ein zeitgenössisches Zeugnis unten; eines der 'Basislager' der Demonstranten ... dem Vernehmen nach ist ein anderes Basislager heute (26.12.2020) in Brand gesetzt wurde. Gut, dass ich da heute nicht aufgetaucht bin. Eigentlich wollte ich im verbliebenen Hambacher Forst die Baumhäuser der Demonstranten fotografieren, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich willkommen bin und bin weitergefahren.

Oben der Blick auf den aktuellen Tagebau Hambach, unten die 'Sophienhöhe', das bis zu 200 m hohe Abraumgebirge im Norden des Hambacher Tagebaus. Im Vordergrund eine Auswahl von alten Grenz- und Entfernungsdenkmalen aus Mittelalter und Römerzeit ... sie wurden entlang der historischen Römerstraße zwischen Jülich und Köln gefunden.

... wird fortgesetzt ... 

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© Klaus Kirschbaum